Die kirchliche Entwicklung in Wäschenbeuren

Kirche WB

Kirche Wb innen landscape

    

Die erste geistliche Betreuung kam aus Lorch

Die Christianisierung, getragen von irisch-schottischen Mönchen und dem Adel, war in unserer Gegend um das Jahr 700 abgeschlossen. Daher ist es wahrscheinlich, dass es bereits vor dem Jahre 1000 in größeren oder bedeutenden Dörfern eine geweihte kirchliche Stätte gab. Zunächst waren die Urpfarreien noch deckungsgleich mit den Hundertschaften, dem adeligen Herrschaftsbezirk bei Alamannen und im fränkischen Reich. Mit der Zunahme der Bevölkerung stellte sich diese Ordnungseinheit für die Seelsorge als zu umfangreich dar, woraufhin kleinere Pfarreien errichtet wurden. Die dem Stand der Mittelfreien zugehörigen Dorfhäupter strebten nun die Errichtung von Gotteshäusern in ihren Dörfern an. Ausgangspunkt waren dabei von auswärts besorgte Kapellen. Das spätere Pfründengut der Kirche wurde zunächst als Widum aus dem Herrengut herausgenommen. Deshalb befand sich die Kirche oft in unmittelbarer Nähe des Fronhofes.

Für die Entstehung kirchlichen Lebens in Wäschenbeuren ist die Beziehung zu Lorch maßgebend. Dort wurde 1102 ein Chorherrenstift gegründet. Dies lässt auf eine relativ frühe Entstehung einer christlichen Gemeinde rückschließen. Die Gründung des Kollegialstiftes ist zudem ohne die Unterstützung der Herren von Büren kaum denkbar. Aus diesen Gründen gab es wohl schon vor dem Jahre 1000 enge kirchliche Beziehungen zwischen Lorch und Büren und eine seelsorgerische Betreuung unserer Gemeinde von Lorch aus.

Einen ersten Anhaltspunkt für eine kirchliche Stätte findet sich in einem Schreiben des Augsburger Domkapitels aus dem Jahre 1327, in dem das Kloster Lorch die Erlaubnis erhält, sich die Pfarrpfründe Bürens einzuverleiben. Es muss daher schon vor 1327 eine Kapelle in Büren gegeben haben, in der ein Lorcher Geistlicher Gottesdienst gefeiert hat. Der nächste bedeutsame Schritt kirchlichen Gemeindelebens wurde 1347 gemacht. Ein Ritter Konrad von Rechberg zu Staufeneck stiftete in jenem Jahr eine Frühmesse in die Kapelle zu Büren. Da der Frühmesser nicht nur dreimal in der Woche und an Sonn- und Feiertagen die Messe lesen, sondern auch am Ort wohnen sollte, baute die Gemeinde ihm ein Haus. An dieser Stelle entstand später das alte Pfarrhaus.

Die Kapelle konnte die Gläubigen nicht mehr fassen

Diese 1347 erwähnte Kapelle ist aller Wahrscheinlichkeit nach dieselbe, von der es 1492 heißt, sie habe 4 Altäre. Demzufolge muss es sich schon bei dem ersten kirchlichen Bau um eine relativ geräumige Kapelle gehandelt haben. Ebenso wie die Kapelle entstammte der sich daneben befindliche Sandsteinturm der Romanik. Seine Massivität könnte darauf verweisen, dass er einer Burganlage zugehörte. Dieser Turm wurde beim Bau der Kirche im Jahre 1504 miteinbezogen und stellt bis heute die Basis für den Wäschenbeurener Kirchturm dar.

Da um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert die Kapelle die Zahl der Gläubigen nicht mehr fassen konnte, entstand an derselben Stelle ein gotischer Kirchenbau. Der Grundstein von 1504 wurde beim Neubau 1936 gefunden und befindet sich heute in der Außenmauer an der südlichen Seite der Kirche. Am 6. Juni 1507 wurde von dem Augsburger Weihbischof Heinrich Negelin die Kirche mit dem Hauptpatron Johannes Evangelist und der Hochaltar mit ihm als Hauptpatron und dem heiligen Bekenner Ulrich und der heiligen Ursula und ihren Gefährtinnen als Nebenpatrone eingeweiht. Einen Tag später fand die Weihe dreier weiterer Altäre statt. Der Altar auf dem linken Flügel wurde dem heiligen Georg, dem heiligen Leonhard, der heiligen Katharina und der heiligen Margarethe, der Altar auf dem rechten Flügel dem heilige Hypolit, dem heiligen Bernhard, dem heiligen Wendelin und der heiligen Barbara, und ein mittlerer Altar der heiligen Anna, dem heiligen Sebastian, der heiligen Christophorus und dem heiligen Theodor geweiht.

Der spätgotische Bau von 1507 bestand ais einem einschiffigen, rustikalen Langhaus und dem heute noch vorhandenen und unter Denkmalschutz stehenden Ostchor mit Streben und Netzgewölbe. Das Maßwerk der Maßwerkfenster wurde später jedoch herausgebrochen.

In einem Zeitraum von 430 Jahren, vom Erstbau 1507 bis zum Neubau 1937, wurde das Kirchenschiff einmal nach Westen verlängert. Dabei wurde am Westende des Schiffes eine hölzerne Empore eingefügt. Erst in der Barockzeit fanden im Inneren der Kirche größere Veränderungen statt. Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert wurden im Schiff die gotischen Elemente beseitigt, die Fenster vergrößert, eine Flachdecke eingezogen sowie eine Kanzel hinzugefügt. Zwei Altäre, der Katharinen- und der Barbaraaltar, wurden, sehr wahrscheinlich unter Pfarrer Adam Kuen ab 1741, entfernt und einer davon durch den Josefsaltar ersetzt. Eine Barockisierung erfuhren die übrigen Altäre. Zudem erhielt der Hochaltar an den Eckpfeilern die Bistumspatrone Ulrich und Afra. Mitte des 19. Jahrhunderts war es Pfarrer und Dekan Johann Franz Schaupp, der die barocken Stilelemente und Altäre wieder entfernen ließ. Der spätbarocke Hochaltar blieb jedoch erhalten.

Neue Kirche wurde von Bischof Sproll eingeweiht

Fast vier Jahrhunderte konnte die spätgotische Kirche den Gläubigen Platz bieten. Mit Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl jedoch immer mehr an, sodaß die Kirche nicht mehr ausreichend Platz bot. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden nach und nach Grundstücke hinzugekauft, um einen Neubau zu ermöglichen. 1911 konnte Pfarrer Johannes Heer das westlich der Kirche gelegene Gasthaus „Zum Lamm“ erwerben. Pfarrer Franz Weiß erwarb 1926 das Haus des Bäckers Kottmann.

Um den von Architekt Dr. Raisch entworfenen Neubau 1936 endlich zu beginnen, bedurfte es eines finanziellen und ehrenamtlichen Kraftaktes der Gemeinde. Nicht zuletzt hat dabei auch der Einsatz des damaligen Pfarrers Alfred Noll großen Dank verdient.

Bevor mit dem Neubau begonnen wurde, musste zuerst das komplette Kirchenschiff abgerissen werden. Turm und Ostchor blieben erhalten. In Anlehnung an Chor und Turm flossen gotische Stilelemente in das Kirchenschiff ein, das nun mit seinen Maßen auf das Doppelte wuchs. Bischof Dr. Sproll konnte schließlich am 4. Juli 1937 die Weihe der neuen Kirche vornehmen.

Der zweite Weltkrieg ging an Wäschenbeuren nicht spurlos vorüber. Beim Brennen nach dem Fliegerangriff am 19. April 1945 standen große Teile der Gemeinde und auch der Kirchturm in Flammen. Erst 1952/53 wurde das provisorische Dach des Turmes abgenommen und der Turm in seiner heutigen Erscheinung fertiggestellt. Die Höhe des Turmes stieg von ehemals 34 Meter auf 42 Meter einschließlich der aufgesetzten Spitze.

Nach Renovierungsarbeiten in den achtziger Jahren am Äußeren und Inneren der Kirche fand 2006/2007 eine umfangreiche Kirchturmrenovierung statt, in die auch die Glocken einbezogen waren.

Kirchengemeinderat Wäschenbeuren

Werner Singer (2. Vorsitzender), Olaf Eistert, Bernhard Gold, Gernot Griebling, Jürgen Hertrampf, Claudia Kraus, Achim Kuhn, Daniel Maurmaier, Claudia Merkt-Heer, Ursula Rohmann, Florian Schoch, Caroline Schwab

Gottesdienste

sonntags um 9.30 Uhr
dienstags vierzehntägig im Kardinal-Kasper-Haus um 16.00 Uhr
mittwochs um 18.30 Uhr
freitags um 9.00 Uhr

Gottesdienstort

Pfarrkirche St. Johannes Evangelist

Kath Pfarramt St. Johannes Evangelist
Hockengasse 4
73116 Wäschenbeuren
Tel: 07172/187550
Fax: 07172/1875529
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